Wenn der Staat Geld verschenkt: Riester-Rente

(djd). Die Bundesbürger lassen sich normalerweise nicht zweimal bitten, wenn es Geld vom Staat gibt. Bei der Riester-Rente war dies aber über Jahre hinweg anders: Die staatlich geförderte Altersvorsorge führte lange Zeit ein Mauerblümchendasein – zu Unrecht! Denn bei keiner anderen Anlage bekommen Sparer vom Staat so viel Geld geschenkt. Mittlerweile haben das die Bundesbürger auch begriffen, die Riester-Rente hat sich gerade 2006 zum Verkaufsschlager entwickelt.
Im ersten Halbjahr 2006 sind nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) über 882.000 Verträge abge-schlossen worden, 12.000 mehr als im auch schon starken Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt besitzen bislang rund 6,5 Millionen Bundesbürger einen solchen Vorsorgevertrag. Anders herum könnte man aber auch sagen, dass rund 80 Prozent der 32 Millionen Förderberechtigten noch keinen Riester-Vertrag abgeschlossen haben. Dabei lohnt sich Riester für fast jeden.

Die Riester-Rente hat sich 2006 zum Verkaufsschlager entwickelt. (Foto: djd)

Deutlich attraktivere Bedingungen

Dass die Riester-Rente ein Renner ist, hat gute Gründe. Der Staat lockt mit immer mehr Zulagen, anfängliche bürokratische Hürden wurden abgebaut. Riester-Vorsorger können nun einen Dauerzulagenantrag stellen, der für die folgenden Jahre gilt. Verbesserung Nummer zwei bei der erneuerten Riester-Rente: Künftig können bis zu 30 Prozent des angesparten Kapitals zum Beginn des Ruhestands auf einen Schlag ausgezahlt werden. Seit Jahresanfang dürfen mit Riester-Policen drei statt anfangs ein Prozent des Einkommens gespart werden, ab 2008 sind es sogar vier Prozent.
Ein Beispiel: Hat eine Familie mit zwei Kindern ein rentenversicherungspflichtiges Einkommen von 50.000 Euro im Jahr und will davon drei Prozent – also 1.500 Euro – in eine Riester-Police investieren, gibt der Staat insgesamt 504 Euro dazu, nämlich je 114 Euro für die Eltern und je 138 Euro für die Kinder. Die Familie zahlt also netto nur 996 Euro in den Riester-Vertrag ein, legt aber 1.500 Euro für die Altersvorsorge an! Ab 2008 gibt es sogar 154 Euro für den Rentenversicherungs-Pflichtigen und 185 Euro extra für jedes Kind.

Aber nicht nur für Familien, auch für allein stehende Besserverdiener zahlt sich Riester aus. Denn sie können die Einzahlungen in den Vorsorgevertrag als Sonderausgaben steuerlich geltend machen. Für das Jahr 2006 entspricht dies einem Betrag von 1.575 Euro, von 2008 an steigt der Betrag auf 2.100 Euro. Ob sich für den Vorsorgesparer die Ausschüttung der Zulagen oder aber der Sonderausgabenabzug rechnet, stellt das Finanzamt automatisch bei der Steuererklärung fest.


Die Qual der Wahl

Wer mit Riester vorsorgen will, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Er muss sich für eine der drei Produktgruppen (Bank- und Fondssparpläne sowie Rentenversicherungen) entscheiden und unter Tausenden von Angeboten das richtige finden. Die größten Zuwächse gibt es derzeit bei den Fondssparplänen. „Weil das Geld überwiegend an der Börse arbeitet, können sie langfristig deutlich mehr Ertrag abwerfen als Versicherungsprodukte und Banksparpläne“, sagt Jürgen Stellpflug, Chefredakteur von „Öko-Test“. Die besten Sparpläne bringen es nach Abzug sämtlicher Vertragskosten derzeit auf bis zu neun Prozent Rendite – die staatliche Förderung noch gar nicht eingerechnet. Über 86 Prozent aller Fondssparpläne werden bei Union Investment (www.union-investment.de) geführt, dem Spitzenreiter beim „Öko-Test“-Vergleich. Die Gesellschaft setzt überwiegend auf Aktien, das Anlagerisiko wird durch ein spezielles Computerprogramm abgesichert.


Fondssparpläne eignen sich eher für jüngere Leute.

Denn die Risiken durch die Aktienanlage sind für Jüngere begrenzt, weil vorübergehende Verluste an den Börsen über die lange Laufzeit ausgeglichen werden können. Für Sparer, die um die 40 Jahre alt sind, bieten sich dagegen Rentenversicherungen an. Die Versicherer geben eine garantierte Rente an. Deutschlands größter Lebensversicherer, die Allianz Leben (www.allianz.de), konnte im Jahr 2005 insgesamt 203.000 Riester-Neuverträge abschließen, 2004 waren es erst 28.000 Neuverträge, also etwa ein Siebtel. In diesem Jahr dürfte sich der Boom ungebrochen fortge-setzt haben.
Ältere Sparer schließlich sollten einen Banksparplan wählen. Ein Fondssparplan wäre angesichts der relativ kurzen Laufzeit zu riskant, eine Rentenversicherung wegen der anfallenden Gebühren, die nur auf eine kurze Laufzeit verteilt werden können, zu teuer.

Die Vorsorgelücke mit Riester schließen

Die Versorgungslücke – also die Differenz zwischen der gesetzlichen Altersrente und dem Einkommen, das ein Ruheständler zum Erhalt seines Lebensstandards braucht – wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Allein die Einführung der Rente mit 67 kommt de facto einer Rentenkürzung von 7,2 Prozentpunkten gleich. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) geht davon aus, dass ein Rentner, der 2040 in den Ruhestand geht, vom Staat gerade einmal 38 Prozent seines bisherigen Bruttoeinkommens erhalten wird. Und diese Zahl gilt auch nur für den so genannten Eckrentner mit seinen 45 Jahren Beitragszahlung.
Tatsächlich erreicht die 45 Jahre aber kaum noch jemand. Wer kann, sollte also einen Riester-Vertrag abschließen und damit die immer weiter schrumpfende gesetzliche Rente kompensieren.


 
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