Über 100 Jahre Miss Wahlen

International sind sie als Filmstars in aller Welt bekannt; Anita Ekberg, Sophia Loren, Linda Gray, Sharon Stone und Kim Basinger. Aber wer weiß schon, daß sie einmal u. a. Miss Schweden, Miss Italien oder Miss Amerika waren? Allein diese Erfolge, genau wie viele andere, ebneten den damals jungen Damein eine steile, internationale Karriere auf der Bühne, im Film und beim Fernsehen.


Schöne Frauen standen schon immer im Mittelpunkt der Gesellschaft. Schon im alten Rom wurden Schönheitswettbewerbe zur Ermittlung der wirklich Schönsten veranstaltet. Über Aussehen, Ausstrahlung und Charme kann man immer noch diskutieren. Der Eine liebt braune Augen, der Andere blaue und der Dritte liebt grüne Augen.


Genauso geht es bei allen anderen Merkmalen der Schönheit weiter. Unterschiede in Größen, Haarfarben, Maßen etc. Jeder Mensch hat andere Vorstellungen von Schönheit und deshalb sind die Miss Wahlen immer noch so interessant und werden es auch bleiben. Darum ist es so schwer ein Schönheitsurteil über eine Frau zu fällen. Die einzelnen Jurys müssen aus vielen Berufen zussammengesetzt werden und nur so ist ein neutrales Urteil durch verschiedene Geschmäcker möglich.

Wann begann es nun mit den Miss Wahlen?

Vor über 100 Jahren – damals schrieb man das Jahr 1888. Für die damalige Zeit geradezu unmöglich, eine Miss Wahl zu veranstalten. So war es das mondäne Staatsbad Spa in Belgien, das auf die Idee einer Miss Wahl kam. Ein ganz einfacher Grund gab den Ausschlag dieser Schönheitskonkurenz: Die Besucherzahlen des exklusiven Bades gingen zurück und so sagten sich einige honorige Herren, wir müssen etwas tun, damit wieder mehr Kurgäste kommen. Und so entstand die erste Miss Wahl in Spa. Nicht unumstritten war diese Idee – mußten sich die Organisatoren doch gegen viele Vorurteile durchsetzen, wie schon erwähnt – geschenen im Jahr 1888. Die Kleidung war für die damalige Zeit schon „erregend“. Die Damen trugen in der Öffentlichkeit und auch im Saal sage und schreibe Badeanzüge. Dies war zu einer Zeit in der die exquisite Gesellschaft beim Tennis „Lang trug“. Die damen spielten in langen Röcken und die Herren in langen weißen Hosen. Heute kaum noch denkbar.

Aber der Siegeszug der Miss Wahlen war nicht aufzuhalten.

Von Belgien aus gingen diese Wettbewerbe in alle Welt und liegen besonders in Amerika ganz vorn im Showbusiness.

In Deutschland kam der „zweite Start“ 1950. Nach dem Krieg wurde in Baden-Baden die erste Miss Germany Wahl wieder ausgetragen.
Als „Botschafterin der Mode“ siegte damals Susanne Erichsen.

Nach dem schrecklichen Krieg, der überall seine Spuren hinterlassen hatte, brachte die erste Schönheitskönigin der Bundesrepublik wieder ein helles Licht in die Wohnstuben. In der ganzen Welt warb sie für die Deutschen und erfüllte ihren Auftrag mehr als genug. Auch für Baden-Baden war damals diese Entscheidung nicht leicht, aber das Interesse der Gäste war einfach zu groß und so stellten die Organisatoren fest, daß diese Schönheitswettbewerbe „kurgastfördernd“ und beliebt sind. So kam, was kommen mußte: es gab wie beim Sport internationale Wettbewerbe.

Die Landessiegerinnen nahmen daran teil und ermittelten internationale Gewinnerinnen.

Die Wahlen zur Miss Universum, Miss World und Miss Europa waren bald glanzvolle Höhepunkte in den gehobenen Gesellschaftsschichten. Pressevertreter in aller Welt veröffentlichten diese Fotos und Berichte – das Fernsehen kam später dazu und berichtet auch heute noch weltweit über diese internationalen Veranstaltungen.

So waren die Stadtväter von Spa 1888 richtungsweisend für Schönheitswettbewerbe.

Es bewarben sich zu der damaligen Zeit 350 junge Damen und der Vorsitz wurde von keinem Geringeren als von einem Baron geführt. Spa erkannte damals schon welch’ Publikumsmagnet eine Schönheitswahl sein kann und dies ist bis heute so geblieben.

Über 100 Jahre und aktueller denn je

Mit einer Blümchenkrone ehrte man 1927 die erste Miss Germany im Berliner Sportpalast. Die damals 21-jährige Ostpreußin Hildegard Kwandt trug, entgegen der damaligen Mode, keinen Bubikopf, sondern lange, blonde Zöpfe. Der Titel brachte ihr nicht nur Prestige, sondern auch lukrative Angebote ein. Beispielsweise bekam sie 250 Mark für einen Auftritt zur Abendmodenschau bei der deutschen Theaterausstellung, was dem Fünffachen des Durchschnitts-Wochenlohns eines Metallfacharbeiters entsprach.

In den zwanziger Jahren, nachdem die jährlichen Wahlen zur „Miss America“ und „Miss Universum“ in den USA einen eigenen Status erreicht hatten, wurde auch die „Miss Germany“-Wahl zu einem Ereignis, dem man entgegen fieberte. Einen beachtlichen Stellenwert erreichte die Wahl in den dreißiger Jahren, in der Jury damals Marlene Dietrich und ihr damaliger Filmpartner Emil Jannings („Der Blaue Engel“,1930), Schauspieler Willy Fritsch, Regisseur Fritz Lang, der 1937 in die USA emigrierte Theaterdirektor Max Reinhardt, Bildhauer Hugo Lederer, Maler Max Pechstein und sogar die Schriftsteller Heinrich Mann und Carl Zuckermayer.

Die Koordination der Wahlen sollte ab 1928 der „Reichsverband für Schönheitswettbewerbe e.V.“ übernehmen. Da aber nicht alle Veranstalter der Wettbewerbe dem Verband beitraten, kam es zeitweilig zu Dopplungen der Titel. Auch die Tatsache, dass es Zwei „Miss Germanys“ gab, tat dem Erfolg der Veranstaltung keinen Abbruch. Große und kleine Skandale trugen zur Popularität der „Miss Germany“ bei. So wurde dem berühmten Berliner Fotomodell Dorit Nitykowsky ihr „Miss Germany“-Titel 1930 aberkannt, weil sie gegen das bestehende Reglement den Piloten des bekannten Wasserflugzeugs DO X geheiratet hatte.

Die Mehrheit der Bewerberinnen auf den Titel ...

...waren nicht etwa Töchter der gesellschaftlichen Oberschicht. Vielmehr entstammten Sie den Angestellten- und Arbeiterfamilien. Sie sahen die Teilnahme an der Wahl als Chance zu einem gesellschaftlichen Aufstieg, der nicht nur Ruhm sondern auch Geld einbrachte und nutzten die Möglichkeit als Ausdruck der Emanzipation.
Die Missen waren aber nicht nur Idol sondern auch Muse, so besangen die Comedian Harmonists die Schönheit von Baronesse und Schauspielerin Daisy von Freiberg, die gemeinhin nur Daisy d’Ora genannt wurde. Auch Film und Theater machten sich Schönheitskonkurrenzen zum Thema, trotzdem schaffte nie eine Miss Germany den ganz großen Durchbruch auf der Leinwand.

Ab der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger Jahre übernahmen die Missen verstärkt repräsentative Aufgaben. Als schöne Diplomatin nahm „Miss Germany“ an der Wahl zur Miss Europa teil und reiste sogar zu den „Miss Universum“-Wahlen in die USA, Brasilien und Belgien. Ein jähes Ende wurde dem Erfolgszug der „Miss Germany“ nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 gesetzt.
Als „jüdisch amerikanische Dekadenz und Geschäftemacherei“ verpönt, waren die „Miss Germany“-Wahlen vorerst auf Eis gelegt. Das unter Völkerbundmandat gestellte Saargebiet allerdings, veranstaltete noch bis 1935 Wahlen und schickte die Gewinnerin vertretungsweise für „Miss Germany“ zur „Miss Europa“-Wahl. Erst 1948, nach dem Ende des zweiten Weltkriegs durfte in den Westzonen wieder zu Wahl geschritten werden.

In der Sowjetischen Besatzungszone blieben die Wahlen weiterhin verboten.

Wiederaufnahem der Miss-Wahlen

Die Idee zur Wiederaufnahme der Wahlen hatte ein Wiesbadener Unternehmer namens Karl Heinz Ronke. Er suchte zehn Damen, die Mode vorführen sollten, als sich dann aber unerwartet ein Mehrfaches der benötigten Zahl bewarben, war die Idee der Miss-Wahl neu geboren. Nach seinen Vorstellungen entsprach die Ideale Frau 10.000 Punkten. Diesem Maßstab konnte aber keine Miss gerecht werden. Mit 9.375 Punkten wurde schließlich Inge Löwenstein „Miss Germany“ 1949 und nutzte den Titel gleich für eine neue Zukunft in den USA, wo ihr eine große Fluggesellschaft eine Stelle anbot.

Das Wirtschaftswunder der 50er Jahre verhalf dem Ansehen von Miss-Wahlen zu ungeahnten Höhen.

Frauenidol und Männerfantasie zugleich – das begeisterte die Nation. Die Presse berichtete ausführlich über Zwischenstände und Kandidaten.

Erste bundesdeutsche "Miss-ermany

Die erste bundesdeutsche „Miss Germany“ wurde im September 1950 gewählt. Damals gewann das 24-jährige Mannequin aus Berlin Susanne Erichsen in Baden-Baden den Titel. Internationalen Erfolg hatte sie allerdings noch nicht, was nicht etwa an ihren Qualitäten als Miss lag, sondern vielmehr an der Tatsache, dass der zweite Weltkrieg erst 5 Jahre zurücklag. In dieser Zeit gab es erneut heftige Skandale, seien es Gerüchte über Wahlschiebung oder gar über eine zerstrittene Jury.

1953/1954 kauften die Opal-Strumpfwerke die alleinigen Rechte zur Austragung der Wahlen. Unter dem Leitspruch „Opal sucht die schönste Frau Deutschlands“ arrangierte Opal in 24 deutschen Großstädten Wahlen mit jeweils bis zu 400 Kandidatinnen, deren Gewinnerinnen zur „Miss Germany“-Wahl in Baden-Baden eingeladen wurden. Die Studentin Petra Schürmann wurde1956 sogar „Miss World“, obwohl sie nicht einmal „Miss Germany“ geworden war. Die amtierende „Miss Germany“ konnte wegen Krankheit nicht antreten und der minderjährigen Zweitplatzierten erlaubten ihre Eltern die Teilnahme nicht. Und so wurde aus „Miss Köln“ die schönste Frau der Welt - „Miss World“. Die Medien reagierten begeistert auf Opals „Miss Germany“-Wahl, allerdings scheiterte der Versuch, die Show 1960 ins Fernsehen zu bringen. In den USA wurden die Übertragungen der „Miss America“-Wahl begeistert von Sendern und Publikum angenommen, die deutschen Sendeanstalten, stießen sich an der Tatsache, im Falle einer Übertragung Werbung für Opal zu machen. Der Preiskrieg auf dem Strumpfmarkt zwang Opal 1962 schließlich in die Knie – Konkurs. Die Nachfolgefirmen führten glücklicherweise nicht nur den Namen Opal fort sondern auch noch 10 Jahre lang die „Miss Germany“-Wahlen.

In der DDR waren Misswahlen bis in die Achtziger strikt verboten und auch später wurde dort keine „Miss Germany“ sondern eine „Miss Frühling“ gewählt. Dann wurden viele Wahlen auf regionaler Eben nicht nur erlaubt sonder waren als Ablenkungsinstrument sogar erwüscht. Nach den politischen Veränderungen ’89 brach ein echter „Run“ auf Miss-Wahlen aus. Alleine an der „Miss DDR“-Wahl 1990 der Oldenburger Miss Germany Corporation nahmen Tausende junge Frauen teil. Leticia Koffke die glückliche Siegerin dieser Wahl, gewann später als erste gesamtdeutsche „Miss Germany“ nach 57 Jahren den begehrten Titel. Die wohl bekannteste „Miss Germany“ ist ohne Zweifel Verona Feldbusch. Nachdem sie ’93 „Miss Germany“ wurde, heimste sie in den beiden darauffolgenden Jahre auch noch die Titel „Miss Intercontinental World“ und „Miss American Dream“ ein. Mittlerweile, hat sie sich als Mode-Designerin, Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin bewährt. Auch die „Miss Germany“ 1977 Dagmar Wöhrl hat eine beachtliche Karriere hinter sich. Sie ist wirtschaftspolitische Sprecherin im Bundestag.

Die Oldenburger Miss Germany Corporation hat sich 1999 nach langen Debatten den Titel „Miss Germany“ beim Markenamt in Alicante schützen lassen und veranstaltet im Rahmen dieser Wahl 300 Events jährlich.



 
« Oktober 2007 »
So Mo Di Mi Do Fr Sa
  1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31      
 
 


startseite

top