Arzneimittel - wenn Wirkungen wechseln

Wer Medikamente einnimmt, sollte darauf achten, welche unterschiedlichen Arzneimittel er schluckt und auch darauf, was er isst - denn einzelne Lebensmittel können die Wirkung von Arzneimitteln verstärken, abschwächen oder sogar ganz aufheben. Es kommt hier häufiger zu unterwünschten Wechselwirkungen als allgemein angenommen: 315 Arzneistoffe in rund 5.000 Medikamenten sind hier betroffen, wie der Bundesverband der deutschen Apothekerver-bände feststellt.

"Martin F., 36, isst schon seit seiner Kindheit liebend gerne Lakritze und frönt dieser Leidenschaft auch heute noch. Als er jetzt bestimmte Diuretika zum Entwässern einnehmen muss, beginnt der ansonsten fitte Mann über Muskelschwäche, Schläfrigkeit und verlangsamtes Reaktionsvermögen zu klagen. Eher zufällig erfährt sein Apotheker in einem längeren Beratungsgespräch von der Leidenschaft seines Kunden und macht ihn darauf aufmerksam, dass es zu verstärktem Kaliumverlust kommt, wenn man die entwässernde Arznei schluckt und viel Lakritze genießt. Und wenn der Kaliumpegel sinkt, fühlt man sich schlecht.!"

Foto:djd

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Herzrasen vom Grapefruitsaft

Allgemein spricht man von einer Wechselwirkung, wenn die Wirkung eines bestimmten Arzneimittels z.B. durch gleichzeitig eingenommene Medikamente oder Lebensmittel gehemmt oder gesteigert wird. Auch Ludwig A., 72, musste erfahren, was dies bedeuten kann. Er nimmt ein Mittel gegen koronare Herzkrankheit, das Nifedipin enthält und schluckt es mit reichlich Grapefruitsaft. Einige Zeit nach der Einnahme fällt der Blutdruck von Ludwig A. ab, sein Herz schlägt schneller und er bekommt Kopfschmerzen. Er fragt seinen behandelnden Arzt, der wiederum eher zufällig herausfand, dass eine Wechselwirkung zwischen Nifedipin und Grapefruitsaft schuld an den Beschwerden von Ludwig A. war: Der Grapefruitsaft hat den Effekt des Nifedipins verstärkt. Er kann aber auch die Wirkung anderer Medikamente um bis zu 70% erhöhen: Dazu zählen Kopfschmerz- und Schlafmittel, Antihistaminika, blutdrucksenkende Medikamente und einige Statine, die Blutfettwerte herabsetzen.

"Der Blick in den Beipackzettel ist deshalb unerlässlich, bevor ein neues Medikament eingenommen wird.", rät Apothekerin Astrid Schleich von der Virtuellen Apotheke. Hier findet man unter dem Stichwort "Wechselwirkung" weitere Informationen zum Thema.

Koffein gegen Kopfschmerzen?

Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen wie Lebensmittel die Arzneimittelwirkung in eine unerwünschte Richtung verändern. So behindern bei Blasenentzündungen eingesetzte Antibiotika, so genannte Gyrasehemmer, den Abbau von Koffein im Körper. Wer solch ein Medikament einnimmt und gleichzeitig viel Cola, Kaffee oder Schwarztee trinkt, klagt oft über Nervosität, Herzrasen und Schlaflosigkeit. Auch in anderer Hinsicht ist Koffein aktiv: Einerseits steigert es die Wirkung von Schmerzmitteln - zu viel Koffein kann hier zu einem beschleunigtem Herzschlag führen. Andererseits senkt Koffein die Wirkung von homöopathischen Mitteln, so dass man z.B. bei den beliebten Globuli ganz auf Cola, Kaffee & Co. verzichten sollte.


Selbst pflanzliche Arzneimittel können in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten treten. Ein besonders für Frauen wichtiges Beispiel: Die oft verwendeten Johanniskraut-Extrakte können die Wirkung der "Pille" beeinträchtigen. Deren Abbau im Körper wird beschleunigt und so kann es zu unerwünschten Zwischenblutungen kommen - fast so als hätte man die Pille vergessen.

Selbstmedikation braucht Verantwortung

In den letzten Monaten machte eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) die Runde durch die Medien: Jährlich soll es zehntausend Todesfälle durch falsche Medikation in Deutschland geben. Vor allem für ältere Menschen sei die Verschreibung falscher Arzneimittel eine tödliche Gefahr, warnten die Apothekerkammer Nordrhein und der Sozialverband VdK unter Berufung auf mehrere Studien. Kompetente Beratung ist also gefragt, wenn es um Neben- und Wechselwirkungen geht.

Viele Medikamente unter einen Hut bringen

Maria K., 84, nimmt täglich neun verschiedene Medikamente ein, die ihr von verschiedenen Fachärzten verschrieben worden sind. Da sie nur noch mit Mühe gehen kann, lässt sie sich die Medikamente meist von ihren Kindern oder Nachbarn besorgen. Ihr Sohn löst die Rezepte in der einen Apotheke ein, die Tochter in der anderen. So gibt es keine „Fach-Zentrale“, die über Martina K.s Medikation genau Bescheid weiß und den Mix an Arzneimitteln auf mögliche Wechselwirkungen überprüfen kann.

Auch Prof. Dr. Walter E. Haefeli vom Universitätsklinikum Heidelberg stellt fest: „Ältere Patienten nehmen oft gleichzeitig eine Vielzahl von Substanzen verschiedenster Wirkprinzipien ein. Solche Arzneimittelkombinationen bergen das Potenzial für Arzneimittel-Wechselwirkungen. Besonders wenn zu einer bestehenden Arzneimittelkombination zusätzliche Arzneimittel verschrieben, abgegeben oder vom Patienten selbstständig eingenommen werden, besteht Beratungsbedarf, um zu verhindern, dass Sicherheit oder Wirksamkeit verringert werden.“

Abhilfe kann hier zum Beispiel die Hausapotheke schaffen. Darunter versteht man die persönliche Stamm-Apotheke, die eine Kundenkarte anbietet auf der alle aktuell eingenommenen Medikamente festgehalten sind. Wenn die Kinder von Martina K. also mal wieder neue Medikamente abholen sollen, gehen sie mit der Kundenkarte zur Hausapotheke. Diese kann dann mit der geeigneten Software sofort feststellen, ob in Maria K.s Fall Wechselwirkungen entstehen könnten. Auch Prof. Haefeli weiß: „Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Wechselwirkungen durch geschicktes Management ausreichend berücksichtigt werden kann.“

Hürde medizinisches „Fach-Chinesisch“

Im Internet findet jeder schnell und einfach medizinische Informationen. Fachdrücke müssen bei der Suche kein Hindernis sein. Auf www.virtuelle-apotheke.de geben Ärzte und Apotheker für jeden Laien leicht verständlich medizinische Informationen. So sind hier in der Rubrik „Rund um Arzneimittel“ neben dem Thema „Wechselwirkung“ auch die Stichworte „Gegenanzeigen“ und „Nebenwirkungen“ zu finden. Unter Gegenanzeigen sind bereits bestehende Krankheiten oder Lebensumstände zu verstehen, bei denen ein neues Medikament nicht eingenommen werden darf. Schwangerschaft ist z.B. eine häufige Gegenanzeige.

(Foto: PixelQuelle)

Foto: djd/MSD Sharp & Dohme

Nebenwirkungen sind unerwünschte Begleiterscheinungen nach der Einnahme von Medikamenten. Im Beipackzettel sind meist viele Nebenwirkungen aufgezählt. Doch sollte angesichts der oft langen Liste beim Patienten keine Panik aufkommen, denn die Hersteller sind verpflichtet, hier alle im Einzelfall beobachteten unerwünschten Nebenwirkungen aufzuzählen. An einigen Schlüsselwörtern kann die tatsächliche Häufigkeit des Auftretens abgelesen werden: „Häufig“ meint, dass Nebenwirkungen bei mehr als einem von 100 Behandelten auftreten, bei „Gelegentlich“, ist dies bei mehr als einem von 1.000 vorgekommen und bei „Selten“ genügt einer von 10.000 Behandelten für die Bezeichnung. Prozentual ausgedrückt bedeutet das bei der Klassifizierung „Häufig“: Bei 98 % treten die Nebenwirkungen nicht auf. Niemand sollte sich also von einer langen Liste Nebenwirkungen dazu verleiten lassen ein vom Arzt verschriebenes Arzneimittel nicht einzunehmen.

Eine Nebenwirkung ganz anderer Art trat bei Doris C., 19, auf. Als sie eines Tages aus dem Freibad kam, war ihre Haut am Hals und Dekolleté ganz rot und Bläschen hatten sich gebildet. Tage später wies ihre Haut braune Streifen auf, die erst nach langer Zeit wieder verschwanden. Schuld war eine Creme mit Bergamotteöl, die sie zum ersten Mal verwendet hatte. Duftstoffe oder ätherische Öle, die in Salben, Cremes und anderen Kosmetika vorkommen, können durch UV-Licht eine solche Reaktion auslösen.

Fortschritt inklusive

Die Wirkungen von Arzneimitteln werden von der Industrie ständig optimiert, um Wechsel- und Nebenwirkungen zu minimieren oder gar ganz auszuschließen. Veränderungen basieren auf immer neuen Erkenntnissen aus der Wissenschaft sowie aus Beobachtungen während der klinischen Entwicklungsphase und auch lange nach der Zulassung. Die gesammelten Erfahrungen fließen in Weiter- und Neuentwicklungen von Medikamenten ein. Wie hoch der Aufwand hier ist, lässt sich am besten an Zahlen belegen: 2002 haben allein die Mitgliedsunternehmen des vfa (Verband forschender Arzneimittelhersteller) in Deutschland 3,6 Mrd. Euro für die Forschung und Entwicklung ausgegeben.

Das Internet ist die ideale Plattform schnell Erkenntnisse auszutauschen und zu sammeln, wie beispielsweise in den Gesprächsforen der Virtuellen Apotheke.

Arzneimittel richtig einnehmen

Patienten nehmen oft ihre Arzneimittel nicht so ein, wie es der Beipackzettel empfiehlt oder der Arzt verordnet hat. Unter Umständen kann deshalb ein Medikament nicht ausreichend wirken. Hier ein paar Tipps: Tabletten, Kapseln oder Dragees sollten mit mindestens einem Glas Wasser und aufrechtem Oberkörper eingenommen werden.

Medikamente vertragen sich am besten mit Wasser, denn bei Milch, Kaffee, Cola-Getränken, schwarzem, grünem oder Mate-Tee, bei Fruchtsäften oder alkoholischen Getränken kann die Wirkung eines Arzneimittels verstärkt oder abgeschwächt werden.

Es ist entscheidend, ob ein Medikament vor, nach oder zu den Mahlzeiten einge-nommen wird. Manche Wirkstoffe reizen den Verdauungstrakt, wenn sie auf nüchternen Magen geschluckt werden - bei anderen wiederum ist die Einnahme auf nüchternen Magen notwendig. Die Empfehlung im Beipackzettel oder die Anweisungen des Arztes oder Apothekers sollte man deshalb befolgen.

Im Alltag passiert es gelegentlich, dass eine Einnahme zu spät, die darauf folgende zu früh erfolgt. Hier besteht die Gefahr, dass das Medikament nicht ausreichend wirkt oder überdosiert wird.

Wurde die pünktliche Einnahme von Arzneimitteln vergessen, sollte dies nicht durch die doppelte Dosis bei der nächsten Einnahme ausgeglichen werden. In Zweifelsfällen lieber den Arzt oder Apotheker fragen.

Vitanet GmbH Markircher Straße 22 D-68229 Mannheim

Link für weitere Informationen
http://www.vitanet.de

 
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