Museum Weinheim: Eine Sammlung von Kostbarkeiten

Es liegt wie eine Schatztruhe inmitten der Altstadt Weinheims. Und wenn man den Deckel aufklappt, kommen Kostbarkeiten zum Vorschein, die man in einem kleinen Heimatmuseum wohl nicht erwarten würde, wie zum Beispiel tadellos restaurierte Fresken aus dem 13. Jahrhundert - einzigartig in der Region.

Das Museum der Stadt Weinheim am Amtshausplatz ist ein Kleinod für geschichtsbewusste Besucher der Zweiburgenstadt. Und in diesem Jahr - 2006 - feiert es sein 100-jähriges Bestehen, zumindest kann man es so interpretieren.


Die Sammlung des Altertumsvereins ist hier ...

Das heutige Museumsgebäude zwischen Amtsgasse und Schlossergasse wurde 1710 durch den Deutschen Orden errichtet. 1934 kaufte die Stadt Weinheim dieses Gebäude und brachte 1939 die Sammlung des Altertumsvereins dort unter. Seit dem Umbau Ende der 90er Jahre präsentiert sich das Haus auf vier Etagen mit rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Zu den Besonderheiten, die über die Region hinaus von Bedeutung sind, zählen zum Beispiel die Fresken aus der alten Peterskirche. Dort hatte man beim Abriss des maroden Kirchengebäudes unter mehreren Putzschichten biblische Wandmalereien, kunstvolle Fresken, entdeckt. In einer Notbergung wurden sie gerettet.

Erst dann wurde die im 9. Jahrhundert erwähnte Kirche dem Erdboden gleich gemacht, um einem stabilen Nachfolgebau zu weichen. Das Museum der Stadt Weinheim zeigt die Fresken seit 1956 in einem eigenen Raum.


Früher waren die Fresken im Turmzimmer der Gewerbeschule untergebracht, wo auch die Sammlung des Altertumvereins beheimatet war. Das Türmchen am Gebäude wurde extra wegen der Fresken angebaut.

Erst 1956 wurden sie in dem jetzigen Raum vor die alte Wand gesetzt. Die heutige Abfolge entspricht in etwa der 1910 vorgefundenen Situation. Künstler und Auftraggeber sind bis heute unbekannt geblieben.

Nicht nur für Museumsleiterin Claudia Buggle hat das Freskenzimmer "etwas Meditatives".

Die Bilder fangen zu leuchten an ...

Morgens, beschreibt sie, wenn die Sonne durch die abgedunkelten Fenster fällt, "fangen die Bilder zu leuchten an". Seit März 2003 ergänzt eine Sonderausstellung mit Engeldarstellungen der Künstlerin Gudrun Wassermann-Buschan die mystische Ausstrahlung des Zimmers.

Aufwändig wurden die etwa drei Zentimeter starken Fresken in die Wände eingelassen, sie wirken fast so, als seien sie schon immer in den Wänden des Deutschordenshauses. Ebenfalls aus der alten Peterskirche stammt ein Sarkophag in der Mitte des sonst leeren Raumes, wahrscheinlich fand dort ein hoher und mit 1,75 Meter recht groß gewachsener Geistlicher seine letzte Ruhestätte.


... es muss ein Schauer über den Rücken gelaufen sein ...

Abenteuerlich wird es bei der Betrachtung eines Bronzefundes aus dem Weiler Nächstenbach. Nikolaus Knapp muss ein Schauer über den Rücken gelaufen sein, als seine Schaufel auf Metall stieß. Aufgeregt grub er weiter. Der Fund am 22. Mai 1931 im hoch gelegenen Weiler Nächstenbach war eine echte Entdeckung. Zwischen zwei hoch aufragenden Steinen lagen dicht beieinander 76 Bronzegegenstände. Die gefundenen Gegenstände repräsentieren fast das gesamte Metallinventar der späten Urnenfelderzeit (ca. 800 v. Chr.).

Der Fund liegt gut verstaut in einer Glasvitrine ...

Neben Schmuckstücken finden sich auch zahlreiche Waffen, sowie Geräte für den Ackerbau. Der Bronzefund aus Nächstenbach liegt gut verstaut in einer Glasvitrine des Museums der Stadt Weinheim. Es ist ein wahrer Schatz. Und er hinterlässt Fragen. "Man geht heute davon aus", sagt Museumsleiterin Claudia Buggle, "dass die Gegenstände geopfert worden sind, vermutlich aus religiösen Gründen". Die Fundstelle liegt abseits von allen Verkehrswegen, ist aber trotzdem als markanter Punkt jederzeit wieder zu finden. Das heißt, dass der Schatz dort absichtlich deponiert wurde. Der Grund für die Niederlegung ist heute unbekannt. Da es von der ungefähren Fundstelle zwar ein Bild gibt, aber keine genaue Schatzkarte, weiß niemand mehr den exakten Ort. Ob noch weitere Schätze in der Nähe verborgen sind? Und ob es sich lohnt, beim Winterspaziergang eine Schaufel mitzunehmen?

"Ich denke, dass es eine Einzelstelle ist"

sagt Claudia Buggle, "aber ganz genau weiß das natürlich niemand."

Karl Zinkgräf, der Gründer des Altertumsvereins, sammelte leidenschaftlich Zinn aus den verschiedenen Jahrhunderten. Seine Kannen, Krüge und Teller mit oft außergewöhnlichen Verzierungen bilden einen Schwerpunkt in den Beständen des Museums. Die Vitrine erinnert an den Heimatforscher, ohne den es das Schatzkästchen in der Weinheimer Innenstadt heute nicht gäbe.

Info:

Museum der Stadt Weinheim,

Amtsgasse 2

Telefon 06201-82334.


 
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