Beratung
Schulprobleme schon bei leichter Hörminderung
Schwierigkeiten mitzu-kommen. Eine halbe Million Kinder in Deutschland haben Hörprobleme – was oft erst sehr spät erkannt wird. Auch wenn nur ein Ohr betroffen ist, treten Probleme auf. Die Fördergemeinschaft Gutes Hören empfiehlt, im Zweifelsfall immer das Gehör des Kindes überprüfen zu lassen.
Grundschul-Unterricht: Die Lehrerin stellt eine Frage. Sie nimmt Laura dran, eine Schülerin, die sich – wie so oft – gar nicht gemeldet hatte. Laura wird rot. Sie weiß nicht, was sie sa-gen soll, denn sie hat die Frage nicht verstanden. „Du hast wohl gar nicht zugehört“, stellt die Lehrerin fest und fragt ein anderes Kind... Laura findet die Schule „doof“. Im Klassen-zimmer ist es laut. Da wird geblättert, gehustet, getuschelt und gekichert und gleichzeitig spricht die Lehrerin. Wie soll man da alles verstehen, was sie sagt? Laura sitzt ganz hinten und manchmal schaltet sie ab. Für sie ist es anstrengend, die Stimme der Lehrerin aus den anderen Geräuschen herauszuhören.
Hörminderungen bei Kindern können angeboren oder in früher Kindheit entstanden sein – beispielsweise durch Krankheiten wie Hirnhautentzündung, Masern, Keuchhusten oder Mumps. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist zunehmend auch Lärm – durch Knalle, laute Spielzeuge oder laute Musik – die Ursache für Innenohrschäden. In Deutschland wird hoch- und mittelgradige Schwerhörigkeit im Durchschnitt erst nach dem zweiten bezie-hungsweise vierten Geburtstag erkannt. Geringe Hörminderungen stellt man meist erst nach dem sechsten Geburtstag fest – wenn überhaupt. Viele Kinder haben jahrelang Probleme in der Schule, bevor erkannt wird, dass die Ohren die Ursache sind.
Unter optimalen Bedingungen fallen leichte Hörminderungen nicht auf. Doch ausgerechnet in Klassenräumen ist die Akustik meist schlecht und mucksmäuschenstill können Schüler auch nicht immer sein. Wer nicht optimal hört, kann den Lehrer nur mit Mühe verstehen. Zumal Kinder nicht – wie Erwachsene – in der Lage sind, fehlende Silben ohne Nachzudenken zu ergänzen. Oft hilft es, wenn das Kind sich in die erste Reihe setzt. In jedem Fall aber sollte bei Hörproblemen ein Hörtest gemacht werden. Sollte sich dabei zeigen, dass das Kind eine bleibende Hörminderung hat, wird der HNO-Arzt überprüfen, ob Hörgeräte verordnet werden können. Die Anpassung übernimmt dann der Hörakustiker.
Um den speziellen Anforderungen der Kinder-Versorgung gerecht zu werden, gibt es in Deutschland für Hörakustiker eine zusätzliche Ausbildung zum Pädakustiker.
Auch wenn nur ein Ohr betroffen ist, durch eine Hirnhautentzündung oder durch ein Knall-trauma beispielsweise, sollte nicht auf ein Hörgerät verzichtet werden. Einseitige Hörminde-rungen werden meist unterschätzt. Das gesunde Ohr übernimmt keineswegs automatisch die Arbeit des anderen. Für das Richtungshören und auch, um Sprache aus anderen Geräu-schen herauszufiltern, braucht man zwei Ohren. Und genau darauf kommt es in der Schule an. Schüler mit einohriger Hörminderung haben häufiger Verhaltensauffälligkeiten als andere und jeder dritte von ihnen hat Lernprobleme.
Weitere Fragen beantwortet das kostenlose Beratungstelefon:
Wer weitere Fragen hat zum Thema „Hörprobleme“, kann sich an das Beratungstele-fon der Fördergemeinschaft Gutes Hören wenden. Jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr stehen Experten für die individuelle Beratung am Telefon bereit: Hörakustiker (0800 - 0112 112) und HNO-Ärzte (0800 - 0112 113). Die Anrufe sind gebührenfrei.
Am 24. August sind Hörprobleme bei Kindern und Schulkindern das Schwerpunktthema, dafür steht eigens eine Pädakustikerin zur Beratung bereit. Die Fördergemeinschaft Gutes Hören (FGH) bietet das Beratungstelefon gemeinsam mit dem Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte und dem Deutschen Grünen Kreuz an.
Fördergemeinschaft Gutes Hören
http://fgh-gutes-hoeren.de