Ausbildung
Neue Initiative für christliche Schulen
In den Gebäulichkeiten der Schulkooperative Biel wurden neben Vorträgen von Luc Bussière und Walter Dürr auch Workshops abgehalten, in welchen sich die Schulen vorstellten.
Weshalb christliche Schulen?
Luc Bussière, Schulgründer des Collège Daniel in Guebwiller, Autor und bekanntester Exponent evangelischer Schulen in Frankreich, wies zuerst auf die christlichen Schulinitiativen im frühen Mittelalter und in der Reformation hin, aus welchen Tausende von christlichen Schulen in Europa entstanden.
„Eltern, die ihren Kindern eine umfassende Reifung im Glauben ermöglichen wollen, es nicht dem Zufall überlassen können, wem sie das Kind während der Volksschulzeit etwa 10000 Stunden zur Persönlichkeits- und Wertebildung anvertrauen, brauche diese Alternative“, so Bussière.
Bussière versuchte in seinem Referat aufzuzeigen, wie die Gesellschaft, und damit ihre Schulen
- reich an Technologie, aber arm an Sinndefinitionen sind
- ein unbiblisches Verständnis von Wissen haben, das Liebe ausklammert (während im biblischen Sinn Wissen untrennbar mit Liebe gekoppelt ist)
- die Existenz Gottes und damit die Grundlage der Erkenntnis als unwesentlich abtun.
Kinder kommen in Konflikte
Da jede Pädagogik irgendeinen Gott anbete, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sei, würden die Kinder, welche zu Hause den wahren Gott kennenlernen, unweigerlich in einen schwierigen Konflikt geraten.
Ein Lehrerdiplom allein garantiere keineswegs, dass die Lehrkraft das Wissen auf der richtigen Grundlage vermittle.
Christliche Schulen, so Bussière, böten gewichtige bessere Voraussetzungen:
- Synergien der Eltern, denen klar die Verantwortung für die Erziehung obliegt
- Ausgewählte Lehrkräfte, die auf dem Fundament von Christus aufbauen
- Methoden und Programme, die den Geboten von Christus entsprechen
- Der Einbezug des Heiligen Geistes, um in die ganze Wahrheit geführt zu werden.
Keine Flucht in eine heile Welt
Walter Dürr, Gemeindeleiter der landeskirchlichen Gemeinde Jahu in Biel und Initiator der Schulkooperative, umriss in einem grossen Bogen den Wertewandel in der Moderne und Postmoderne, der von Christen eine kreative Antwort verlange – zum Beispiel Privatschulen. Dabei dürfe es nicht darum gehen, christliche Schulen als Rückzug aus der bösen Welt zu gründen, sondern als Ausbildungsstätten von Experten für die Transformation der Gesellschaft. Nicht einsame Lichter auf dem Berg, sondern Samen im Feld.
Vernunft demontiert
„Die Moderne habe den metaphysichen Rahmen aufgegeben, und so amüsieren wir uns mangels Sinnrahmen zu Tode“ (Zitat Neil Postman): Man becomes a hero, God becomes a zero. Die Religion wurde privatisiert und aus der Öffentlichkeit verdrängt. Geistliche Werte sind in Gesellschaft und Bildung unerwünscht. Papst Benedikt XVI sprach von der „Dikatur des Relativismus“, wo es nicht mehr erlaubt ist, von absoluter Wahrheit zu sprechen. Die kritische Methode von Descartes („ich denke, also bin ich“) wurde von der Moderne so verabsolutiert, dass am Schluss auch die Vernunft selbst demontiert wurde, was als Kennzeichen der Postmoderne gilt. Harry Potter, so Dürr, kann als Ikone für die Abkehr von der Vernunft verstanden werden: die Faszination des Magischen.
Die Zeit sei gekommen, wo der Glaube die Vernunft verteidigen und nicht mehr der Glaube gegen die Vernunft verteidigt werden müsse. Nicht länger gehe es um Glaube oder Vernunft, sondern um Glaube und Vernunft. Die westliche Kirche brauche eine Reformation:
- Überwindung der Selbst-Säkularisierung
- Gegen die Privatisierung des Glaubens
- Weg vom darwinistischen Fortschritts- und Prozessdenken
- Weg von der Betreuungs- zur Beteiligungskirche (Verantwortung statt Nabelschau)
- Stärkung von Ehe und Familie: orientierungslose Eltern sind überfordert
- Gemeinden tun dies, indem sie unter anderem christliche Schulen gründen, so Dürr weiter.
Erfolge…
Im nächsten Referat schilderte Luc Bussière Erfolge und Niederlagen beim Gründen und Führen von christlichen Schulen.
Als Erfolge nannte er
- dass es christliche Schulen immer noch gibt
- dass oft Eltern durch die Mitarbeit geprägt oder gläubig wurden
- dass die meisten Schüler die Schule im Glauben gegründet und geformt verlassen
- dass auch Schüler, auf die dies nicht zutraf, später die Schule wieder als „Heimat“ aufsuchten
- dass das hohe Engagement der Lehrkräfte Früchte trägt – auch bei ihnen selbst
- dass Mauern zwischen Kirchen und Schulen allmählich fallen
- dass seine Motivation nach 20 Jahren, trotz Entmutigungen, noch gewachsen ist
- dass Beziehungen auf nationaler und intrnationaler Ebene stetig wachsen
…Niederlagen
Als Niederlagen (die aber nie total seien) nannte Bussière
- Schliessungen von Schulen – wegen Spaltungen, wegen administrativen Problemen, wegen Raummangel, wegen finanziellen Problemen, wegen Desinteresse von Eltern, wegen mangelnder Vision
- Spaltungen – Schulen müssen den Umgang mit Konflikten lernen
- Kinder, welche die Schule verletzt verlassen, weil die Lehrkräfte ihre Beziehungen nicht so gestalten konnten, wie es ihrer Vision entsprochen hätte
- Familien, welche von den Schulen nicht genügend unterstützt werden konnten
- Mangel an fähigen Administratoren
- Mangelnde Kontinuität bei den Lehrkräften, oft wegen...
- ...Mangel an finanziellen Mitteln
- Mangelnde Unterstützung von Kindern mit Schwierigkeiten
Entscheidend sei, so Bussière, eine langfristige Vision mit Strahlkraft in den Alltag, an deren Umsetzung regelmässig gearbeitet werde.
Webseiten:
www.schulkooperative.ch
www.salzh.ch
www.visionja.ch
www.college-daniel.org
Matthias Kägi
http://www.Livenet.ch